Unternehmer Henner Schönecke lädt die SPD Neu Wulmstorf mit Bürgermeisterkandidat Tobias Handtke zum landwirtschaftlichen Dialog ein.

Passend zu der Reihe von Tobias Handtke „Unser Neu Wulmstorf - Menschen im Mittelpunkt“ war es nun eine ganze Gruppe von Mitgliedern der SPD und interessierte Bürgerinnen und Bürgern, die sich von einem guten Stück Identität aus Neu Wulmstorf überzeugen lassen konnten.

Produktionskosten, Umweltauflagen und Verbrauchsverhalten bilden heute das bestimmende Dreieck für Landwirte, die nachhaltig und gleichzeitig ökonomisch wirtschaften wollen. Dass die moderne Landwirtschaft gegenüber ihrem früheren Ziel, die Bevölkerung mit möglichst großen Mengen zu versorgen, sozusagen eine Wende erbringen musste, lässt sich an der Entwicklung des Familienbetriebs von Henner Schönecke in Elstorf nachvollziehen. Auf Einladung von Henner Schönecke kamen SPD-Bürgermeisterkandidat Tobias Handtke, Ortsvereinsvorsitzende Petra Andersen und weitere SPD-Mitglieder am vergangenen Freitag zum Gespräch in den Schönecke-Betrieb am Fliegenmoor. Tobias Handtke hat schon zahlreiche Gespräche mit örtlichen Gewerbetreibenden geführt, die etwas zur Versorgung oder zur Gemeinschaft des Ortes beitragen. Die Einladung nahm er gern an, denn bei den Schöneckes ist beides der Fall. Die Eierproduktion und der Geflügelhandel sind sozusagen täglich in den Neu Wulmstorfer Küchen präsent. Der Biogas- und Windkraft-Betriebsteil übernimmt die nachhaltige regionale Energieversorgung. Senior Heiner Schönecke hat sein kulturelles Herz an den Museumshof Kiekeberg verloren. Junior Henner vertritt die regionalen Interessen als Vorsitzender im Bundesverband Ei e.V. und stellvertretender Vorsitzender im Landesverband der Niedersächsischen Geflügelwirtschaft (NGW).

In der Gesprächsrunde zeigte sich wieder einmal, wie wichtig es ist, im Gespräch zu bleiben. Den Schöneckes liegt am Herzen, das notwendige Verständnis für die Belange ihres Betriebs auf lokaler Ebene zu verbessern. Für die Bevölkerung leistet der Geflügelhof dies seit 1998 mit den jährlichen offenen Hoftagen, wo man alles über Huhn und Ei erfahren kann. In dieser Gesprächsrunde ging es mehr um die Betriebsführung und die heutige Lage der Landwirtschaft. Der landwirtschaftliche Betrieb steht heute in der Verantwortung, gleichzeitig zur Qualitäts- und Preisoptimierung „grüne“ Vorgaben zu erfüllen. „Das erforderte über die Jahre immer wieder Anpassungsprozesse“, schildert der Senior. Sein Vater Heinrich betrieb den Geflügelhof noch ganz konventionell mit Käfighaltung. Die sogenannten Knick-Eier durften noch an die Hausfrau verkauft werden, heute müssen diese aus Hygienegründen industriell weiterverarbeitet werden. Die Hühnerhaltung war früher eigentlich vor allem ein Zuverdienst des Handwerksbetriebs. Aber, so schildert Heiner Schönecke, aus der geschickten Eier-Vermarktung seines Vaters auf dem Harburger Wochenmarkt, habe er viel gelernt: Wenn man feststellt, dass ein Produkt an Ort und Stelle nicht seinen Preis erwirtschaftet, muss man sich eben etwas Neues einfallen lassen. Diese Haltung zieht sich durch die Geschichte des Geflügelhofs, zum Teil ausgelöst von über die Jahre verändertem Verbraucherverhalten, aber auch bestimmt durch den Preiskampf im Einzelhandel. „Dies führt dazu“, so schildert der heutige Betriebs-Chef Henner Schönecke, „dass es ganz unterschiedliche Kundensegmente gibt. Einerseits zahlen manche Kunden bis zu einem Euro für das absolute Bio-Ei. Andererseits bieten Discounter eine Eierpackung zu 1,59 Euro an.“ Der Geflügelhof müsse sich also entscheiden, welche Kundensegmente bedient werden. Die Schöneckes haben sich für die Qualitäts-Tierhaltung entschieden. Auf den vorhandenen landwirtschaftlichen Flächen und mit dem inzwischen zu kleinen Betriebshof im Fliegenmoor sei es nicht möglich, komplett auf Bioproduktion umzusteigen. Es stelle sich auch die Frage, ob dies zum nachhaltigen Betriebserfolg würde. Der Mittelweg ist heute die Boden- und Freilandhaltung, mit Tierfutter aus nachhaltiger europäischer Produktion und der regionalen Vermarktung. „Ich musste mich auch erst daran gewöhnen“, ergänzt Heiner Schönecke, „dass die jungen Mitarbeiterinnen plötzlich französisches Qualitätsgeflügel importieren wollten. Aber das läuft gut. Die Kundinnen verlangen heute Qualität plus Nachhaltigkeit.“ Auch das nachhaltig gemästete „Ringelswin“ wurde in die Produktpalette aufgenommen. Und das zu einem vernünftigen Preis. Da hat der Traditions-Kaufmann Heiner Schönecke einiges zu bewältigen, wie er zugibt. Es zeigt sich aber deutlich, dass es die richtige Strategie in Neu Wulmstorf und Umgebung ist, nicht billiger produzieren zu wollen, was die Qualität beeinflussen würde, sondern lieber etwas teurer zu verkaufen. Der regionale Absatz in der Metropolregion macht das möglich. Man müsse auch bedenken, sind die beiden Schöneckes einig, dass die Landwirtschaft es immerhin geschafft habe, die Bevölkerung immer, auch in Krisenzeiten zu versorgen, während der Anteil der Haushaltsausgaben für die Ernährung stark abgenommen hat. Diese Prioritätenverschiebung sei nicht nachhaltig, insbesondere auch weil sie mit größerer sozialer Ungleichheit einhergeht. Die SPD als traditionelle Vertreterin der Menschen mit geringen Einkommen müsse dies im Blick behalten, mahnt Henner Schönecke. Sie müsse sich stärker dafür einsetzen, dass alle sich gute Lebensmittel leisten können.

Auf die Frage nach der Zukunftseinschätzung der beiden Unternehmer für die Gemeinde Neu Wulmstorf, die Tobias Handtke immer in diesen Gesprächen stellt, kommt die Flächenplanung zur Sprache. Schönecke möchte vom Fliegenmoor in ein Neu Wulmstorfer Gewerbegebiet umziehen. Da geht es um Genehmigungsverfahren für die neue Fläche, um Überlegungen, was mit dem Gewerbehof geschehen kann, der im Mischgebiet zwischen Wohnhäusern liegt, um die aktuelle Frage nach dem Verbleib von Oberflächenwasser, wenn man die Landschaft weiter versiegelt oder auch um die Möglichkeit, mit Fotovoltaik-Anlagen Energie einzusparen. Diese Fragen betrifft jede Betriebsan- oder Umsiedlung. „An dieser Stelle zeigt sich, dass der Dialog mit den Beteiligten besonders wichtig bleibt“, meint dazu Handtke. Heiner Schönecke verweist zum Abschluss noch auf den anderen Betriebsteil, der sich auf die ökologische Energieproduktion spezialisiert und lädt den Ortsverein zu einem weiteren Betriebsbesuch dorthin ein. Die Vorsitzende Petra Andersen und Tobias Handtke begrüßen den weiteren Austausch und nehmen die Einladung gern an.