Unternehmer Heiner Schönecke mit der SPD Neu Wulmstorf und dem Bürgermeisterkandi-daten Tobias Handtke im energiepolitischen Dialog.

Passend zur Gesprächsreihe von Tobias Handtke „Unser Neu Wulmstorf – Menschen im Mittelpunkt“ war eine Gruppe von SPD-Mitgliedern zu Gast in der Ardestorfer Bioenergie GmbH & Co. KG am Bloxenberg, um über aktuelle und zukünftige Perspektiven der regionalen Energieversorgung ins Gespräch zu kommen. Heiner Schönecke begrüßte die Gäste „in der Herzkammer für erneuerbare Energien in Neu Wulmstorf und Buxtehude.“ Die Idee zu dem Austausch war vor einigen Wochen beim Besuch der SPD-Gruppe auf dem Geflügelhof von Sohn Henner Schönecke am Fliegenmoor entstanden. Es ging um die Frage, was mit den Hinterlassenschaften der vielen Hühner geschieht. Nun ist es den Gästen klar: Der Hühnermist wird in der Fermentation der Biogasanlage zu Brennmaterial vergoren und im Anschluss zu Strom weiterverarbeitet. Die Gärreste können als Naturdünger wieder in der Landwirtschaft aufgebraucht werden.

„Die Idee war der landwirtschaftliche Kreislauf, der nach wie vor Sinn macht“, beschreibt Heiner Schönecke den Startpunkt des Unternehmens, das er zusammen mit Peter Reese aus Ovelgönne und Henning Wiegers aus Daerstorf betreibt. „Wir könnten alles verarbeiten, was Bioenergie liefert.“ So werden heute Zuckerrüben, Mais, Gülle und Hühnermist von umliegenden Höfen in den Gärtanks zur Weiterverarbeitung genutzt. Heraus kommt Methan, dass gereinigt und im Anschluss in vier Blockheizkraftwerken zu Strom umgewandelt wird. Die Firma versorgt zudem das Neu Wulmstorfer Hallenbad, die Schulen und das Rathaus mit Wärme, die bei der Umwandlung von Gas in Strom anfällt. „Wenn man die Energieversorgung auf umweltfreundlich umstellen möchte, bieten Biogas und damit erzeugter „grüner“ Strom aussichtsreiche Zukunftsperspektiven, die vor allem dezentral erzeugt und regional verbraucht werden können“, wirbt Schönecke für sein Produkt. Der besondere Vorteil ist, dass es die naturabhängigen Schwankungen der Wind- und Sonnenenergie bei Biogas nicht gibt. Die Grundstoffe sind prinzipiell immer vorhanden, zur Vorhaltung braucht man allerdings Platz. Die Anlage in Ketzendorf wird damit zum Ausgleich von Windenergieschwankungen genutzt. Das sei ganz einfach, sagt Schönecke, indem die lokale Stromproduktion von der EWE Oldenburg je nach Bedarf hoch oder niedrig gesteuert wird, man nenne das „flexen“. Weil Gas gelagert werden kann, passt sich die Biogasverstromung in den Strommix nach Bedarf ein, eine ideale Kombination, wie Schönecke findet.

Der Betrieb hat einen weiteren Zweig. Bei der Stromerzeugung entsteht Abwärme, die derzeit für Trocknung von Kaminholz, Getreide oder für „alles, was getrocknet werden muss“, so Schönecke, genutzt wird. Dazu stehen einige Container auf dem Hof, versorgt mit großen Schläuchen, die die warme Abluft aus dem Generator in die Container leiten. Gerade dieser Produktionszweig würde zusätzliches Zukunftspotential erhalten. Abwärme werde insgesamt noch viel zu wenig genutzt. Es sei ein Jammer, dass niemand frühzeitig auf die Idee gekommen sei, die Bauvorhaben in Neu Wulmstorf mit lokaler Energie und Abwärme-Heizung auszustatten. Andere Gemeinden sind da fortschrittlicher. Schönecke schwärmt geradezu von der bayerischen Gemeinde Fuchstal, die mit fünf kommunal betriebenen Windrädern die Haushalte mit Strom versorgt und die überschüssige Energie zur Erwärmung von Heiz- und Brauchwasser verwendet. Diese „Sektorenkopplung“ ließe sich sogar noch weiterdenken. Für Neu Wulmstorf meint Schönecke, dass die stromintensive Herstellung von Wasserstoff eine Alternative sein könnte, dessen regionale Verwendung ebenfalls im landwirtschaftlichen Kreislauf denkbar ist. Wenn Landmaschinen mit Wasserstoff und nicht mehr mit Diesel betrieben werden, könnten sie künftig auch bei der Bioenergie GmbH zum Tanken kommen – im übertragenen Sinn natürlich, denn auch dafür ist eine Versorgungs-Infrastruktur erforderlich.

Es gibt also plausible Zukunftsideen, für die Heiner Schönecke eine regionale Zukunft sieht. „Neu Wulmstorf kann sich das ebenfalls nur wünschen“, kommentiert Tobias Handtke, denn florierende Gewerbetriebe sind nötig, um die Finanzlage der Gemeinde stabil zu halten. Als wichtiger Nebenaspekt kommt zur Sprache, dass die Energieversorgung heute nicht mehr als öffentliche Aufgabe ausgestaltet ist, sondern gesetzlich an privatwirtschaftliche Unternehmen übertragen wurde, ebenso wie andere ehemalige Aufgaben der öffentlichen Daseinsvorsorge. Heiner Schönecke hat dazu eine Meinung: „Es muss auch immer Investoren geben, die sich überlegen, ich mach das jetzt mal, und ihr Geld dann für erneuerbare Energie einsetzen.“ Und er weiß, dass es Millionen sind, die in der Betriebslaufzeit auch an die Banken zurückgezahlt werden müssen. Die ökonomischen Bedingungen erfordern also eine gute Kooperation zwischen Produktion und Verbrauch. Allein ein Windrad kostet etwa fünf Millionen Euro. Dabei ist es nicht mit der Herstellung getan. Man muss schon beim Aufstellen daran denken, wie die Materialien später wieder zu entsorgen oder weiterzuverarbeiten sind. Zudem gibt es für die Herstellung von erneuerbaren Energien viele Naturschutzauflagen. Zum Umweltschutz sind ein Schutzdeich und ein Grüngürtel um die Anlage vorgeschrieben. Bioenergie ist also „nicht mal eben so“ zu erzeugen. Es ist ein kooperationsbedürftiges Projekt, das bei den Anwesenden aber überzeugend wirkte. Informationen zur Ardestorfer Bioenergie finden Sie auf https://www.biogas-ardestorf.de/